OB Alexander Putz begrüßt Talya Lador-Fresher im Rathaus und warnt mit Blick auf die deutsche Geschichte vor Antisemitismus: „Die Lehre muss sein: Nie wieder!“
Die israelische Generalkonsulin für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, hat kürzlich die Stadt Landshut besucht. Oberbürgermeister Alexander Putz empfing die in Petach Tikwa geborene Spitzendiplomatin, die unter anderem vier Jahre als Botschafterin ihres Landes in Österreich fungiert hatte, zu einem Gedankenaustausch im Rathaus. Im Zentrum des harmonischen Gesprächs standen einerseits die angespannte Situation im Nahen Osten, andererseits und vor allem die Gefahr durch den in den vergangenen Jahren zunehmenden Antisemitismus in Deutschland und vor Ort.
„Judenfeindlichkeit hat in Europa insgesamt, vor allem in Deutschland und leider nicht zuletzt auch in unserer Heimatstadt eine jahrhundertelange, sehr traurige Geschichte“, betonte Putz. Schon im Mittelalter sei es im Herzogtum Bayern-Landshut zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung gekommen. Besonders unrühmlich hervorgetan habe sich dabei vor exakt 575 Jahren Herzog Ludwig IX. der Reiche, seines Zeichens Vater von Herzog Georg, dem Bräutigam der Landshuter Hochzeit 1475. „Ludwig brach schon kurz nach seinem Regierungsantritt mit der toleranten Politik seines Vorgängers, ließ alle Juden im Herzogtum Bayern-Landshut verhaften, zog deren Besitz ein, kassierte hohes Lösegeld und vertrieb die jüdischen Bürger dann aus seinem Herzogtum“, erinnerte Putz und hob gegenüber der Generalkonsulin die Bedeutung einer schonungslosen Aufarbeitung dieser dunklen Seiten der Stadtgeschichte hervor. „Wir verschweigen dieses Thema nicht, sondern gehen im Gegenteil offensiv damit um: Es gilt, aus diesen Untaten der Vergangenheit die richtige Lehre zu ziehen. Und die kann nur lauten: Nie wieder. Nicht in Landshut, nicht irgendwo anders in der Welt.“
Darüber, dass Deutschland in dieser Hinsicht auch international besonders in der Pflicht steht, waren sich Generalkonsulin Talya Lador-Fresher und Putz einig. Denn der Holocaust, die systematische Verfolgung, Entrechtung und Ermordung von mehr als sechs Millionen Juden in der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945, „war ein Menschheitsverbrechen katastrophalen Ausmaßes und zweifellos das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte“, sagte Putz. „Deswegen ist der konsequente Schutz jüdischen Lebens in unserem Land vollkommen zurecht ebenso Staatsräson wie die Verteidigung des Existenzrechts Israels.“
Als „in höchstem Maße besorgniserregend und abstoßend zugleich“ bezeichnete es Putz, dass der Antisemitismus weltweit wieder stark zugenommen habe. „Unter dem Deckmantel der Kritik am von der israelischen Regierung angeordneten militärischen Vorgehen gegen die Terrororganisation Hamas sind pauschal diskriminierende, judenfeindliche Parolen auch in Deutschland und Europa wieder salonfähig geworden. Ursache, nämlich der terroristische Überfall der Hamas auf Israel mit hunderten zivilen Opfern, und Wirkung werden dabei häufig ganz bewusst verdreht“, betonte Putz und konkretisierte seine Kritik noch einmal. „Die Entwicklung an sich ist zutiefst beschämend. Allem voran gilt das für die Tatsache, dass ausgerechnet vermeintlich Intellektuelle und selbsternannte Friedensaktivisten dabei – teils unterstützt durch die bisweilen sehr einseitige Berichterstattung vieler Medien – bereitwillig eine unselige Vorreiterrolle einnehmen.“ Das trage zur Senkung der Hemmschwelle bei anderen Bürgern bei.
Natürlich sei es erlaubt, die Stimme gegen den Krieg im Nahen Osten und das menschliche Leid auf beiden Seiten zu erheben, stellte Putz klar. „Aber das ist keine Rechtfertigung für Beleidigungen oder Verunglimpfungen von jüdischen Mitbürgern oder gar für gewaltsame Übergriffe.“ Die Folge sei ein Klima der Angst, das die Glaubensfreiheit belasten könne. „Es darf nicht sein, dass Jüdinnen und Juden sich mittlerweile in unserem Land wieder fürchten müssen, wenn sie religiöse Symbole offen tragen – zum Beispiel die Kippa.“ Gegen solche Tendenzen müsse man sich als Zivilgesellschaft gemeinsam stemmen, forderte der OB und versprach: „Ich werde das aus voller Überzeugung bei jeder Gelegenheit tun.“
Talya Lador-Fresher dankte OB Putz für den herzlichen Empfang, ganz besonders aber für die klare Unterstützung Israels und die spürbar große Wertschätzung, die er dem jüdischen Leben in Deutschland entgegenbringe. „Es tut in diesen schwierigen Zeiten gut, einen bekennenden Freund Israels im Landshuter Rathaus zu wissen“, sagte die Generalkonsulin. „Ich hoffe, diese wunderschöne Stadt bald wieder zu besuchen und mich in gemeinsamen Gesprächen mit ihren vielfältigen Bewohnerinnen und Bewohnern auszutauschen.“
Foto: Stadt Landshut (Verwendung mit Quellenangabe honorarfrei möglich)
Bildtext: Oberbürgermeister Alexander Putz empfing die israelische Generalkonsulin Talya Lador-Fresher im Rathaus.

