Zur Woche gegen Gewalt an Frauen gab es mehrere Entscheidungen, Termine und Aktionen im Landkreis Kelheim. Nach der Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes Anfang 2025 muss es nun auf Länderebene umgesetzt werden. Ziel ist eine Verbesserung im Zugang zu Schutz und Unterstützung für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kindern. Dies betrifft auch den Landkreis Kelheim ganz aktuell.
Der Kreisausschuss hat am Montag in öffentlicher Sitzung unter anderem über das Thema Frauenhausplätze in der Region 11 beraten. Der Landkreis Kelheim besitzt kein eigenes Frauenhaus, sondern finanziert Platzkontingente in den Regensburger Frauenhäusern. Diese sind aber seit Jahren immer voll ausgelastet und Schutzbedürftige müssen leider immer wieder abgewiesen werden. Im Jahr 2024 konnten insgesamt nur 30 Frauen aufgenommen werden, aus dem Landkreis Kelheim waren es sieben Frauen mit ihren Kindern. Eine Erweiterung der bestehenden 20 Plätze ist aus Sicht der Gleichstellungsstelle am Landratsamt seit Langem dringend notwendig.
Der Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ aus Regensburg ist Träger eines der Frauenhäuser und hat die Möglichkeit, die Plätze zu erweitern, benötigt dazu aber eine Zusage der beteiligten Kommunen. Neben dem Landkreis Kelheim sind dies die Landkreise Cham, Neumarkt, Regensburg und die Stadt Regensburg. Derzeit steht ein Grundstück inkl. einer geeigneten Immobilie zur Verfügung, doch für den Verein ist dies nicht alleine zu stemmen. Daher bemüht sich der Täger um eine finanzielle Förderung vom Freistaat Bayern und benötigt deswegen eine Bestätigung des Bedarfes sowie eine vorläufige Zusage zur Kostenübernahme von den beteiligten Landkreisen. Nur vorläufig, weil ab 01.01.2027 die Kosten von Frauenhäusern durch die Bundesgesetzgebung in die Zuständigkeit des Freistaates fällt und die Landkreise die freiwillige Leistung nicht mehr zahlen müssen. Der Kreisausschuss hat mit seinem Beschluss am Montag den Weg frei gemacht und damit kann die Förderung beantragt und die Erweiterung auf 28 Plätze angegangen werden.
Die Gleichstellungsstelle im Landratsamt begrüßt die einstimmige Entscheidung, weist aber darauf hin, dass es beim Thema noch weitere Problemstellungen gibt. So wird derzeit mit der Stadt Kelheim über den Schutz im öffentlichen Raum vor Gewalt und Straftaten gesprochen. Ein Pilotprojekt wird das sogenannte „Frauen-Taxi“ sein. Ein Angebot an Frauen und Mädchen, welches über ein Gutscheinsystem Taxifahren bezuschusst, um die Unsicherheit und Angst beim Nachhauseweg zu vermeiden.
Die Woche um den 25. November steht jedes Jahr im Zeichen des Orange Days, dem Tag gegen Gewalt an Frauen. Dieses Jahr hat die Gleichstellungsstelle des Landkreises und die Katholische Erwachsenenbildung für den Landkreis Kelheim ins Roxy Kino Abensberg zu einer kostenlosen Filmvorstellung eingeladen. Vor voll besetzten Rängen wurde der italienische Film „Morgen ist auch noch ein Tag!“ gezeigt, der das Thema häusliche Gewalt, Unterdrückung und Emanzipation auf sehr eindrucksvolle Weise darstellt.
Zu diesem Anlass wurde dann auch gleichzeitig die „Kelheimer Erklärung“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Der Gleichstellungsbeauftragte Christian Gabler hat zusammen mit dem Runden Tisch „Häusliche Gewalt“ diese urkundliche Erklärung initiiert, um in der Bevölkerung ein Problembewusstsein zu erzeugen. Es handelt sich dabei um eine klare öffentliche Positionierung der am Hilfesystem beteiligten Institutionen, Verbände und Verwaltungen. Unter den Unterzeichnern sind neben den relevanten Stellen im Landratsamt auch das Amtsgericht Kelheim, die Polizeiinspektionen, die Frauenhäuser Regensburg, das Krankenhaus St. Lukas, der Weisse Ring, die Caritas Sozialberatung, die Frauenbunde, die Fachstelle für Täterarbeit in Landshut und das Zentrum Bayern Familie und Soziales. Ziel der öffentlichkeitswirksamen Bekanntgabe ist eine Ächtung von Gewalt im häuslichen Kontext und die Förderung des Hilfesystems im gesamten Landkreis Kelheim. Die „Kelheimer Erklärung“ ist auch die sinngebende Arbeitsgrundlage für den Runden Tisch Häusliche Gewalt, der am morgigen Freitag (28.11.) im Landratsamt abgehalten wird. Die Gleichstellungsstelle im Landratsamt organisiert das Gremium immer halbjährlich und steht gerne für Informationen und anonyme Beratung unter christian.gabler@landkreis-kelheim.de oder Tel. 09441 207-1040 zur Verfügung.
Die Kelheimer Erklärung erhalten Sie im Anhang.
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| Titel und Information | Quellenangabe |
| Im Rahmen der Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen wurden unter anderem die Kelheimer Erklärung unterzeichnet und ein Film gezeigt. | Gerda Kroiß, Roxy Kino |




