Gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern hat die Stadt anlässlich des 200. Todestages ein vielfältiges Jubiläumsprogramm zusammengetragen
BAYREUTH – Kurz, prägnant und lebensnah sind seine Aphorismen; geistreich, humorvoll und vielschichtig seine Romane. Seinen Scharfsinn erkennt man an seinen skurrilen, aber auch liebevollen und tiefgründigen Romanfiguren. Er war ein Menschenfreund und wusste das Leben zu genießen. Zum 200. Todestag des Schriftstellers und Dichters Jean Paul wird es ein vielfältiges und breit gefächertes Jubiläumsprogramm mit weit über 80 verschiedenen Veranstaltungen in und um Bayreuth herum geben.
Die Stadt Bayreuth sowie zahlreiche Vereine, Institutionen, aber auch Privatpersonen haben es mit Herzblut für Jean Paul gestaltet. Ermöglicht wird das Programm durch die Förderungen der Stadt Bayreuth, der Oberfrankenstiftung, der Stiftung der Sparkasse Bayreuth und der E.ON Bayern Kulturstiftung Bayreuth.
„Jean Paul gilt als der unklassische Klassiker der deutschen Literatur. Zu seiner Zeit war er sehr populär – heute mutet sein Werk mitunter etwas skurril an. Doch kaum ein Autor ist durch seinen Sprachwitz und seinen Einfallsreichtum so inspirierend geblieben wie er“, betont Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Das Jubiläumsprogramm, so Ebersberger, sei umfangreich, abwechslungsreich, traditionell und modern gleichermaßen geraten. „Hier ist alles vertreten, was den Dichter und sein Werk ansprechend und kreativ zugleich vermittelt.“
Wer wortwörtlich auf den Spuren Jean Pauls gehen möchte, der sollte den Jean-Paul-Wanderweg erkunden. Passend dazu präsentiert die Bayreuther Kulturpreisträgerin Dr. Karla Fohrbeck am 22. März, von 10.30 bis 12 Uhr, in der Volkshochschule Bayreuth die eigens dazu neu gestaltete Webseite (www.jeanpaulweg-oberfranken.de).
Für alle, deren Herz fürs Theater schlägt, spielt die Studiobühne „Der Legationsrat – Jean Paul und die Rollwenzelin“. Und in der von der Bayreuther Künstlerin Christel Gollner kuratierten Ausstellung „Die vielen Himmel des Jean Paul“ würdigen ihre Werke, sowie die von Hermann Rongstock und Peter Michael Tschoepe das literarische Wirken Jean Pauls in eindrucksvollen Bildern. Die Ausstellung ist vom 21. März bis 3. Mai im Alten Schloss Bayreuth zu sehen.
Die Sommerausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ (6. Juli bis 7.-14. September in der Stadtkirche) zeigt Karikaturen und Illustrationen von Matthias Ose zu Jean Paul in Bayreuth und anderswo. Seine Aquarelle zeichnen pointiert Gedanken und Geschichten aus Jean Pauls Werken nach.
Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, musikalische Aufführungen, Präsentationen, Theaterstücke, Vorträge, Workshops, Führungen – das Jubiläumsprogramm bietet alles, was man schon immer zu Jean Paul wissen und erleben wollte. Und nicht nur Erwachsene werden fündig, wie etwa der Workshop des Historischen Museums „Klug quatschen im Museum“, geeignet für Kinder im Grundschulalter, beweist. Denn der große Dichter hat Worte erfunden, die wir heute noch täglich nutzen. „Gänsefüßchen“, „Fremdwort“, „Geburtshelfer“, „Doppelgänger“ oder „Fallschirm“ stammen nachweislich aus dem kreativen Schöpfergeist und der Feder von Jean Paul. Im Workshop soll es deshalb um seine und Worte im Allgemeinen und die vielfältige Verwendung derer gehen.
„Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.“ (Jean Paul)
Jean Paul, geboren als Johann Paul Friedrich Richter am 21. März 1763 in Wunsiedel, ist einer der großen Schriftsteller und Dichter. Sein Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Seinen Namen änderte er aus Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau dann schließlich 1790 in Jean Paul. Nach einigen Umzügen, ersten Schriften und dem Tod seines Vaters im Jahr 1779 besucht er schließlich von 1779 bis 1780 das Gymnasium in Hof. Dort besucht er dann 1780 das erste Mal die ehemalige Residenzstadt Bayreuth. Diese Liebe soll sein ganzes Leben bestehen bleiben.
Zunächst beginnt er in Leipzig ein Studium der Theologie, bricht dieses aber bald ab und wird einer der ersten freien Schriftsteller. Seine ersten Romanversuche entstehen und in den kommenden Jahren ist er als Haus- und Privatlehrer, Hofmeister und „Winkelschullehrer“ in den Städten Hof, Töpen und Schwarzenbach an der Saale tätig. Er unternimmt viele Reisen, unter anderem nach Bayreuth, Erlangen, Neustadt an der Aisch und Bad Steben.
1793 erscheint dann „Die Unsichtbare Loge“ mit „Schulmeisterlein Wutz“ darin und 1795 „Hesperus oder 45 Hundsposttage“, mit welchem ihm der literarische Durchbruch gelingt. In den folgenden Jahren erscheinen weitere bekannte Werke wie „Siebenkäs“ (1796/97), „Leben des Quintus Fixlein“ (1796), „Der Jubelsenior“ (1797) und „Titan“ (1800-1802). Außerdem besucht er die großen „literarischen Wirkungsstätten“ wie Weimar und Dresden und trifft dabei unter anderem Goethe, Schiller, Herder, Charlotte von Kalb, Herzogin Anna Amalia und andere Geistesgrößen.
„Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.“ (Jean Paul)
1801 findet er auch privat sein Glück und heiratet Karoline Mayer. 1802 wird Tochter Emma geboren, 1803 dann Sohn Max. 1804 zieht die gesamte Familie nach Bayreuth und dort wird im selben Jahr Tochter Odilie geboren.
Sieben Mal zog Jean Paul innerhalb von Bayreuth um, bevor er sich 1813 für den Rest seines Lebens im Haus in der Friedrichstraße 384 (heute Nr. 5) im 2. Stock einrichtete. Seiner Schreibtätigkeit ging er dann aber fast täglich im Wirtshaus der Eheleute Rollwenzel nach. Deshalb wird das Haus auch heute noch als „Rollwenzelei“ bezeichnet. Seine „Dichterstube“ richtete er sich mit allem Nötigen ein, blieb dabei aber stets bescheiden. Er fand dort mit Blick auf die Natur und Umgebung Bayreuths die nötige Ruhe und Inspiration für seine Werke. Die „Rollwenzelei“ ist mittlerweile restauriert und wurde um ein kleines Museum erweitert. Dort können Interessierte an der „Wirkungsstätte“ von Jean Paul seinem Dichtergeist nachspüren.
Auch nach seinem Tod am 14. November 1825 hinterließ der Dichter seine Spuren. Überall in Bayreuth kann man seine Einflüsse und sein Vermächtnis entdecken. Eremitage, Hofgarten, Jean-Paul-Museum oder der Stadtfriedhof mit seiner Grabstätte zeugen von seinem Leben und Wirken.
Spezielle Stadtführungen und Wanderungen mit (literarischen) Informationen zu Jean Paul sind deshalb fester Bestandteil des Jubiläumsprogramms. Dieses wurde maßgeblich von Dr. Karla Fohrbeck initiiert und stetig mit viel Leidenschaft vorangebracht: „Jean Paul ist keine Pflicht, für uns alle ist er eine Kür. Und das spürt man auch an dem Flow von weit über 100 Veranstaltungsterminen zum Jean-Paul-Jubiläum, das ich seit Januar 2024 in Stadt und Landkreis Bayreuth koordiniere. Jetzt kann ich mich auf die neue Homepage www.jeanpaulweg-oberfranken.de und meine eigenen Termine konzentrieren, denn das Kulturamt hat in Eva Bär eine engagierte neue Referentin und unter Sabine Hacker ein Top-Team.“ Nur durch den unermüdlichen Einsatz von Dr. Fohrbeck, ihr beindruckendes Fachwissen und Organisationstalent konnte ein so umfangreiches und vielfältiges Programm entstehen.
Nicht Zeitvertreib, sondern Zeitgenuss
Sich die Zeit genussvoll vertreiben, gelingt im Jubiläumsjahr von Jean Paul leicht. Das Programm spricht Kenner, neugierig Gewordene und alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, sowie Gäste von außerhalb an. Wer keine Veranstaltung verpassen will, kann sich auf www.region-bayreuth.de in der Detailsuche unter der Rahmenveranstaltung „2025 Jean Paul Jubiläum“ oder auf der extra durch die Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH (BMTG) gestalteten Jubiläumsseite www.bayreuth-tourismus.de/jean-paul/jubilaeum-2025 informieren. Hier finden sich das laufend aktualisierte Jubiläumsprogramm und viele weitere Informationen und Links rund um Jean Paul.
Bildunterschriften: Foto 1: Sie legen sich gemeinsam für das Jean-Paul-Jubiläumsprogramm ins Zeug (von rechts): Dr. Karla Fohrbeck (Kulturforscherin, Kulturpublizistin und Kulturpreisträgerin), Dr. Sven Friedrich (Leiter des Jean-Paul-Museums Bayreuth), Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Eva Christina Bär (Kultur- und Wirtschaftsreferentin) und Sabine Hacker (Leiterin des Kulturamtes). | Foto: Stadt Bayreuth