Frauen sind noch immer nicht auf den großen Bühnen daheim, lautet das Fazit des Frauenempfangs von Ruth Müller, MdL
„Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will“, sang Opernsängerin Franziska Rabl beim Frauenempfang von Ruth Müller, MdL in der Stadthalle. Der inhaltliche Schwerpunkt auf der strukturellen Benachteiligung von Frauen in der Musik. Zusammen mit der Kelheimer Stadträtin und Bezirkstagskandidatin Maria Meixner stellte Müller Frauen vor, die wussten was sie konnten und was sie wollten – die aber nicht durften.
Beispielsweise war das Clara Schumann, die eine begabte Pianistin war – und die Frau von Robert Schumann. Anstatt dass sich dieser freute, wie begabt seine Frau war, verbot er ihr zu spielen und zu komponieren. Warum konnte er das? Weil es sein gutes Recht war! Bis 1953 hatten die Männer das Recht, alle Entscheidungen in der Ehe alleine zu treffen. „Eine Frau war damals einfach nur da, um den Mann und die Familie zu versorgen. Ansonsten sollte sie ihre Füße still halten, oder im Falle Claras ihre begabten Klavierhände“, berichtete Müller. Sie zitierte außerdem Hans von Bülow, Richard Strauss und Johannes Brahms. Letzterer meinte gar: „Es wird erst dann eine große Komponistin geben, wenn der erste Mann ein Kind zur Welt gebracht hat“. Meixner brachte es so auf den Punkt: „Schon damals konnten manche Männer mit emanzipierten Frauen nicht umgehen.“
Die Männer waren damals der Auffassung, dass Frauen nicht musizieren sollten. Vor allem, weil sie vom Wesentlichen – der Musik – ablenken. Peinlich berührt mochte mancher der wenigen Männer im Publikum gedacht haben, dass diese Zeiten ja inzwischen vorbei seien. Aber weit gefehlt: Müller und Meixner machten darauf aufmerksam, dass bei Sängerinnen und Musikerinnen gern noch die Frisur oder die Kleidung erwähnt werden, was bei Sängern oder Musikern kaum eine Rolle spiele.
Tatsächlich verbesserte sich im 20. Jahrhundert die Situation der Frauen: sie bekamen das Wahlrecht (1919), der Mann war nicht mehr zur alleinigen Nutzung und Verwaltung des Vermögens der Frau berechtigt (1958) und verheiratete Frauen wurden als geschäftsfähig anerkannt (1969). „Man sieht, dass die Männer es nicht eilig hatten mit der Gleichberechtigung, sagte Müller. Dabei sei das nach den großen Verlusten des Krieges nur folgerichtig gewesen, denn es waren vor allem die Frauen, die Deutschland wieder aufbauten.
Nur schleppend verbesserte sich damit auch die Rolle der Frauen in der Musik. 1960 lag der Frauenanteil in Orchestern bei drei Prozent. 2021 waren es laut Müller 40 Prozent. Doch die agieren abseits der großen Bühnen, die nach wie vor patriarchalisch sind. Weitaus ernüchternder ist die Zahl der Dirigentinnen an deutschen Opernhäusern: Es sind gerad einmal acht Prozent. Und das, obwohl 30 Prozent der Studierenden in den Fächern Dirigieren und Komponieren weiblich sind.
Zuletzt brachten Müller und Meixner das Beispiel von Abbie Conant, seit 1992 Musik-Professorin an der Hochschule für Musik in Tossingen. Sie zählt zu den weltbesten Posaunisten. Die Stelle der Solo-Posaune bei den Münchner Philharmonikern bekam sie nur, weil alle Bewerber hinter einem Vorhang spielten. Conant wurde gemobbt und auf die zweite Posaune zurückgesetzt, wogegen sie sich in einem der längsten Arbeitsgerichtsprozesse in der Geschichte Bayerns wehrte. Er dauerte elf Jahre – bis sie gewann.
Egal ob im Beruf, in der Politik oder in der Musik – Frauen wird einfach noch zu wenig zugetraut. „Wir wünschen uns, dass in Zukunft mehr Frauen die erste Geige oder die erste Posaune spielen“, schlossen Müller und Meixner. In der Musik dürfe nicht das Geschlecht, sondern einzig das Können das Maß aller Dinge sein. Das wünschen sich Müller und Meixner auch für die Politik im Allgemeinen aber auch für ihre Kandidaturen bei den Landtags- und Bezirkstagswahlen im Oktober.
Am Ende des Abends, der von Franziska Rabl temperamentvoll und ausdrucksstark begleitet wurde, kam diese um eine Zugabe nicht herum. Und passend zum Motto des Abends erklang der weiche Mezzosopran mit dem Lied aus dem Musical Elisabeth, in dem die Kaiserin Sissi selbstbewusst singt: „Ich gehör nur mir“. Begleitet wurde Rabl von Mangfred Mora.
Bildunterschriften:
Gestalteten den Frauenempfang: Ruth Müller, MdL (r.) und die Kelheimer Stadträtin Maria Meixner (l.) mit Opernsängerin Franziska Rabl.
Ruth Müller, MdL und die Kelheimer Stadträtin Maria Meixner führten in einem Talk durch die Geschichte der Frauenrechte
Fotos: Thomas Gärtner