Mit dem wichtigen Schwerpunktthema „Kinderschutz und Kinderrechte in den Kitas“ befassten sich kürzlich rund 150 Fachkräfte aus den Kindertageseinrichtungen (Kitas), Jugendämtern und Tagespflegestellen in der Region sowie zahlreiche Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik. Sie trafen sich dazu zu einer eintägigen Fachtagung in der Stadthalle Osterhofen.
„Jedes Kind hat das tiefe Bedürfnis geliebt und respektiert zu werden und ohne Gewalt aufzuwachsen. Und jedes Kind hat auch das Recht darauf!“, so Dipl.-Sozialpädagogin Christine Blöchl vom Amt für Jugend und Familie Deggendorf, die den Fachtag ins Leben gerufen und moderiert hat. „Sie in den Kindertageseinrichtungen tragen auch einen entscheidenden Teil bei und machen die Kita für die Kinder zu einem Ort der Sicherheit und des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten.“, appellierte sie an das Fachpublikum.
Mit Prof. Dr. Jörg Maywald, Soziologe, Psychologe, Pädagoge und Honorarprofessor an der FH Potsdam, konnte als Referent ein deutschlandweit anerkannter Experte für die Umsetzung von Kinderrechten und Kinderschutz in Kindertageseinrichtungen gewonnen werden. Er ist neben seiner Tätigkeit an der Potsdamer Hochschule auch Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft sowie Sprecher der National Koalition Deutschland-Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonventionen.
Stellvertretender Landrat Josef Färber eröffnete die Veranstaltung und unterstrich in seinem Grußwort, dass er den täglichen Einsatz des pädagogischen Personals in den Kitas mit den damit verbundenen täglichen Herausforderungen hochschätze. Ausdrücklich bedankte er sich für die so wertvolle Arbeit im Betreuungsalltag. Weiter betonte er, dass Krippen, Kindergärten und Horte die gesetzliche Verpflichtung haben den Kinderschutz in einer entsprechenden Konzeption zu verankern und in die Praxis umzusetzen. Mit dem Kinderschutzkonzept soll sichergestellt werden, dass Kinder gewaltfrei und ohne Beeinträchtigung ihres Wohls aufwachsen können. Laut Prof. Dr. Maywald kommen Kindeswohlverletzungen in Form von körperlichen Strafen oder gar sexuellem Missbrauch in Kitas glücklicherweise kaum vor. Öfter hingegen treten alltägliche Formen pädagogischen Fehlverhaltens auf. Viele davon geschehen unbewusst oder sind auch gut gemeint, erweisen sich aber bei näherer Betrachtung als emotional verletzendes Verhalten. Im turbulenten Kita-Alltag mit seinen vielen Herausforderungen ist es durchaus nachvollziehbar, dass es manchmal zu (unbeabsichtigten) Grenzverletzungen kommt. Dennoch muss jede Kita und jeder Mitarbeitende stets nach Verbesserung streben, um die Kita zu einem rundum sicheren Ort für alle Kinder zu machen.
Fachtagungen bieten dabei die Chance sich bewusst mit dem Kita-Alltag auseinanderzusetzen und diese durch gute alternative Lösungswege zu optimieren.
Im Laufe des Fachtages wurden typische Schlüsselsituationen, wie etwa Essen oder Schlafen in der Kita besprochen sowie klare pädagogisch und medizinisch anerkannte Standards formuliert. Beispielsweise darf kein Kind zum (Auf-) Essen oder „Probieren“ gezwungen werden. Und Kinder sollen und dürfen in den Einrichtungen entsprechend ihrem individuellen Rhythmus schlafen und nur in Ausnahmefällen in der Tiefschlafphase geweckt werden.
Weitere Inhalte des Vortrags waren ein gewaltfreier und sensibler sprachlicher Umgang mit Kindern sowie ein angemessener Körperkontakt zwischen Bezugsperson und Kind. Darüber hinaus wurde thematisiert, wie mit Übergriffen unter Kindern am besten umgegangen wird.
Anhand vieler Beispiele aus der Praxis konnten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen aus dem Kita-Alltag sowie aus der Entwicklung ihrer Kinderschutzkonzepte einbringen, so dass der Fachtag zu einer für die tägliche Arbeit gewinnbringenden Veranstaltung für alle Beteiligten wurde.
Foto: Landratsamt Von links: Prof. Dr. Jörg Maywald und Dipl.Soz.Päd. Christine Blöchl