Freitag, November 22, 2024
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Landshuter Frauenhaus ist nach wie vor voll belegt

Ruth Müller, MdL informierte sich über die Lage zur häuslichen Gewalt in Landshut

Die neuesten Zahlen des Bundeskriminalamts zur häuslichen Gewalt hat die frauenpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion zum Anlass genommen, um sich ein Bild von der Lage im Frauenhaus der AWO zu machen.

Die Leiterin des Frauenhauses, Birgit Schlick-Blieninger hatte dazu auch aktuelle Zahlen parat: „Dieses Jahr sind unsere fünf Plätze für Frauen und sieben Plätze für Kinder kontinuierlich belegt“, berichtete sie.

Bis Ende Juli wurden laut Schlick-Blieninger bereits 13 Frauen und zwölf Kinder aufgenommen. Im Jahr 2022 waren es insgesamt 20 Frauen und 29 Kinder, wobei die meisten der Frauen mit einem oder mehreren Kindern aufgenommen wurden. Nur fünf Frauen kamen alleine ins Frauenhaus.

Die Auswertung des Frauenhauses zeigt, dass die meisten der im vergangenen Jahr aufgenommenen Frauen zwischen 21 und 30 beziehungsweise 31 und 40 Jahren alt waren. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bezifferte Schlick-Blieinger mit 75 Tagen. Im vergangenen Jahr kehrten sieben Frauen zu ihrem Partner zurück, drei zogen ohne Partner in die eheliche Wohnung zurück, drei in eine eigene Wohnung. Zwei zogen zu Verwandten beziehungsweise zu „Second-Stage“. Von den 20 Frauen, die im Jahr 2022 aufgenommen wurden, verblieben fünf über den Jahreswechsel dort. 

In Landshut gibt es zwei Frauenhäuser – von der AWO und der Caritas mit zusammen zehn Plätzen für das Einzugsgebiet Stadt und Landkreis Landshut sowie den Landkreisen Dingolfing-Landau und Rottal-Inn. „Im letzten Jahr mussten wir bei der AWO 77 Frauen abweisen, weil wir belegt waren“, so Schlick-Blieninger. Da versuchen wir dann mit unserem bayernweiten Netzwerk zu helfen, wie auch wir einspringen, wenn andere Einrichtungen bei uns anfragen. „Deshalb will die AWO auch um fünf Plätze erweitern“, wusste Ruth Müller, MdL, die auch Mitglied des AWO-Kreisvorstands ist.

Und auch die „Second-Stage-Einrichtung“, die die Caritas betreibt, sei stets ausgelastet. Auch Bewohnerinnen aus dem AWO-Frauenhaus können dort unterkommen. „Second-Stage ist ein neues Konzept, das es Frauen und Kindern ermöglicht, nach ihrer Zeit im Frauenhaus weiterhin Betreuung in Anspruch zu nehmen, aber eigenständiger zu leben“, erläuterte die Sozialpädagogin Gerlinde Pitsch. Die Landtagsabgeordnete hat sich in den letzten zehn Jahren immer für eine bessere Finanzierung und Personalausstattung für die Frauenhäuser in Bayern eingesetzt. Im Landshuter Frauenhaus ist das auch in Form von Elfi Kronawitter-Nagler sichtbar: Die Erzieherin kümmert sich um die vielfältigen Belange, die insbesondere Kinder nach ihren traumatischen Erfahrungen haben: „Oft sind die Kinder selbst von Gewalt betroffen, versuchen die Mutter zu schützen oder müssen hilflos mit ansehen, was der Mutter angetan wird“, so Kronawitter-Nagler. „Dass häusliche Gewalt Alltag ist, heißt aber nicht, dass wir sie als etwas Alltägliches abtun dürfen“, betont SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller. Ganz im Gegenteil: mehr denn je müsse man die Opfer im Blick haben und die Betroffenen schützen. 80,1 Prozent der Opfer von Partnerschaftsgewalt und 71,1 Prozent der Opfer Häuslicher Gewalt sind weiblich. Die Täter sind in der Mehrzahl (76,3 Prozent) männlich.

„Nachbarinnen, Freundinnen und Kolleginnen müssen sensibilisiert und der Zugang zu niederschwelligen Angeboten ausgebaut werden“, fordert sie als frauenpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion. Und dazu brauche es auch Präventionsangebote, um beispielsweise Erzieherinnen, Nachbarinnen und Kolleginnen zu sensibilisieren.

 „Wir müssen die Opfer ermutigen, die Taten bei der Polizei anzuzeigen“, betont auch Gerlinde Pitsch. Angst und Scham seien nachvollziehbar, dürften einer Strafverfolgung aber nicht im Weg stehen. Denn nur dann könnten die Täter zur Verantwortung gezogen werden. Das gelte insbesondere, wenn der Täter aus der eigenen Familien stammt. Zuhause sollte man sich schließlich sicher fühlen.

„Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“, betont Müller. Sie fußt auf Rollenbildern, die sich in unserer Gesellschaft über Jahrhunderte manifestiert haben – und zum Teil heute noch bestehen. Betroffen seien deshalb Frauen jeden Alters und unabhängig von Bildungsstand, Einkommen, Nationalität oder sozialer Schicht. „Es ist auch wichtig, dass die Opfer das wissen. Sie tragen keine Schuld!“

Foto: Gerlinde Pitsch

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