Zustimmung zu Interkommunalem Denkmalkonzept und Diskussion über Räumlichkeiten für Landwirtschaftsschule
Regen. „Ich heiße Sie herzlich willkommen zur 16. Sitzung des Schul- und Kulturausschusses“, begrüßte Landrat Dr. Ronny Raith die Anwesenden am Landratsamt und leitete gleich zum ersten von drei öffentlichen Tagesordnungspunkten über. Dieser war in wenigen Minuten abgehandelt, die Kreisräte genehmigten einstimmig die Niederschrift der letzten Sitzung.
Erste Phase des interkommunalen Denkmalkonzeptes
Im nächsten Punkt ging es um das interkommunale Denkmalkonzept (IKDK) für den Landkreis Regen. Bereits im September letzten Jahres hatte der Schul- und Kulturausschuss zugestimmt, die erste Phase des Denkmalkonzepts zu erstellen und umzusetzen. Nun lag eine Projektskizze des Konzepts mit dem Titel „Zurück in die Zukunft: Nachhaltige Kulturtechniken wiederentdecken“ den Kreisräten vor. „Das Ziel des interkommunalen Denkmalkonzeptes ist die Analyse von prägenden Gebäuden, speziell von denkmalgeschützten und erhaltenswerten Gebäuden für die ganze Region“, erklärte Sonja Morgenstern von der Unteren Denkmalbehörde am Landratsamt. Das IKDK eigne sich für spezielle Fragestellungen über die Kommune oder Region hinaus und biete die Chance, wie es im Konzeptentwurf heißt, „den Landkreis Regen aus seiner historischen Entwicklung heraus als komplexes Netzwerk zu verstehen.“ Die Glasindustrie mit ihrer Rohstoffgewinnung und -verarbeitung sei die letzten 700 Jahre prägend gewesen für Bauten, Landschaft und Wirtschaft der Region, so Morgenstern weiter.
In der Phase eins des IKDKs gehe es zunächst um die Dokumentation, hier wolle man nun erste Schritte gehen. Die Kreisräte ermächtigten den Landrat einstimmig, den Auftrag für die Erstellung der ersten Phase des Konzepts an den wirtschaftlichsten Bieter zu vergeben, sofern der Eigenanteil zehn Prozent der Gesamtkosten, also maximal 8000 Euro nicht übersteige. In der nächsten Sitzung soll der Ausschuss über die Auftragsvergabe informiert werden.
Landwirtschaftsschule und Grünes Zentrum
Im Anschluss wurden die Verlegung der Abteilung Hauswirtschaft der Landwirtschaftsschule in Regen ins geplante Grüne Zentrum sowie mögliche Alternativen dazu in landkreiseigenen Liegenschaften thematisiert. „Der Ausschuss hat uns als Verwaltung bei der Sitzung im Dezember den klaren Arbeitsauftrag gegeben, zu prüfen, welche Handlungsvarianten hier grundsätzlich zur Verfügung stehen“, so Raith. Da die Stadt Regen einen Architektenwettbewerb für das Grüne Zentrum plane, benötige man ein Signal des Landkreises, ob der Beschluss vom März 2017 so fortbestehen solle. Damals habe sich der Schul- und Kulturausschuss für die Integration der Schule ausgesprochen, unter der Voraussetzung, dass das Projekt zu wirtschaftlich überzeugenden Bedingungen realisiert werden könne. Thomas Frisch vom Gebäudemanagement und kreiseigenen Hochbau des Landratsamtes stellte im Anschluss die Optionen vor. Unter den landkreiseigenen Liegenschaften komme „momentan eigentlich nur die Hotelberufsschule (HBS) in Viechtach in Frage“, so Frisch. Im Altbau gäbe es Leerstände, dort ließen sich etwa 320 Quadratmeter der für die Landwirtschafsschule notwendigen 517 Quadratmeter Fläche realisieren. Für die übrigen 200 Quadratmeter sei eine Doppelnutzung im Neubau der Hotelberufsschule möglich. Allerdings stehe für den Altbau der HBS eine Generalsanierung an und die Kosten für den Raumanteil der Landwirtschaftsschule würden sich dann auf etwa 1,3 Millionen Euro belaufen.
Im Vergleich dazu beliefen sich die Investitionskosten für die Integration ins Grüne Zentrum gemäß Kostenschätzung auf mindestens drei Millionen Euro, die Fördersumme liege voraussichtlich maximal bei 600000 Euro. Für die Investition ins Grüne Zentrum spreche, dass ein von der Stadt Regen dort vorgesehener Veranstaltungsraum beispielsweise als Sitzungssaal für den Landkreis geeignet sei. So könne man auf einen geplanten Multifunktionsraum im Landratsamt verzichten, „der würde geschätzt 1,2 Millionen Euro kosten“, so Frisch. Zudem gebe es Erweiterungsmöglichkeiten für Büroräume, die man im Bereich Inklusion möglicherweise ab 2027 für das Jugendamt bräuchte und für die in der Poschetsrieder Straße keine räumlichen Kapazitäten vorhanden sind. Auch der vhs, der bisher gemietete Räumlichkeiten gekündigt worden seien, könnten Räume angeboten werden. Gleichzeitig könnten so auch die Risiken umgangen werden, die möglicherweise mit der Verlagerung der Landwirtschaftsschule von Regen nach Viechtach verbunden seien. Ansonsten gäbe es noch die Übergangslösung, dass die Schule und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) weiter im landkreiseigenen Gebäude an der Bodenmaiser Straße blieben. Für das Haushaltsjahr 2024 seien für den Bauunterhalt dort etwa 100000 Euro berücksichtigt und für die Folgejahre wurden ebenfalls entsprechende Haushalsmittel eingeplant. „Das sind aber nur die notwendigsten Reparaturen, um ein altes Gebäude in sicherem Betrieb zu halten“, so Frisch.
Angeregte Diskussion über Alternativen zum Grünen Zentrum
Im Nachgang zu Frischs Ausführungen sprachen sich Christine Seidl, Leiterin der Hauswirtschaftsschule, und Christian Loibl, Leiter des AELF, deutlich für einen Verbleib der Landwirtschaftsschule in Regen aus. Sie plädierten dafür, dass die räumliche Nähe zwischen Schule und Amt, aus dem sich das Lehrpersonal rekrutiert, nicht aufgelöst wird. Ein Umzug nach Viechtach sei „der Todesstoß für unsere Schule“, so Seidl. „Die Synergieeffekte bei einer Ansiedlung der Schule im Grünen Zentrum sind klar.“ Einen Verbleib im bisherigen Gebäude sah sie aufgrund des Sanierungsbedarfs dort sehr kritisch. Loibl ergänzte: „Unser Dienstgebiet sind die Landkreise Regen und Freyung-Grafenau.“ Mit dem Standort Viechtach sei man zu nah an den Landwirtschaftsschulen Cham und Straubing und gleichzeitig würde man Schüler aus Freyung-Grafenau und Deggendorf, die bisher nach Regen kämen, an die Schule in Passau verlieren. Loibl sieht bei einer Trennung der Schule vom AELF außerdem die Gefahr, dass das AELF selbst bei der nächsten Behördenreform gefährdet sein könnte. Mit dem Umzug der Schule ans Grüne Zentrum und dem Einzug des Amts in das Gebäude des jetzigen Landwirtschaftsmuseums – dieses soll ebenfalls im Grünen Zentrum untergebracht werden – wäre man dagegen zukunftsfähig.
Das Gremium diskutierte die drei vorgeschlagenen Varianten sehr kontrovers. Dabei kristallisierten sich als wichtige Faktoren einer Entscheidung die Fragen heraus, wann der Baubeginn für das Grüne Zentrum sei und ob die Stadt Regen das Gesamtprojekt finanziell stemmen könne. „Es geht darum, was ist die beste Lösung für die Schüler, das Beste für das Amt und was ist die zukunftsfähigste Lösung“, fasste der Landrat die Situation zusammen. Er schlug vor, in der Sitzung keinen Empfehlungsbeschluss zu fassen, sondern diese als Informations- und Diskussionsgrundlage für den kommenden Kreistag am 29. Februar zu betrachten. Er bat die Fraktionen, sich zu dem Thema vorher nochmals zu beraten, so dass der Kreistag einen Beschluss fassen könne. Hierfür sei jedoch auch noch ein klares Signal der Stadt Regen in Form eines Stadtratsbeschlusses notwendig: „Der Ball liegt bei der Stadt Regen.“
Bildunterschrift: Ausschuss1: Diesmal begrüßte Landrat Dr. Ronny Raith die Mitglieder des Schul- und Kulturausschusses zu einer Sitzung am Landratsamt.
Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen