Mit einer öffentlichen Veranstaltung im Rathaus und einem anschließenden Rundgang hat die Stadt Hof Anfang Mai die Stelen zur jüdischen Geschichte in der Innenstadt offiziell übergeben. Die Granitstelen markieren Orte früheren jüdischen Lebens in Hof und erinnern sichtbar und dauerhaft an das Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger in der Zeit des Nationalsozialismus.
Oberbürgermeisterin Eva Döhla: „Diese Stelen machen Geschichte greifbar. Sie geben den Menschen, die verfolgt, entrechtet oder ermordet wurden, ein Stück ihrer Würde zurück – und uns als Stadtgesellschaft die Gelegenheit, Verantwortung zu zeigen. Wir erinnern nicht aus Schuld, sondern aus Überzeugung: Damit nie wieder geschieht, was geschehen ist“.
Die Texte auf den Stelen beruhen auf der umfangreichen wissenschaftlichen Recherche von Dr. Ekkehard Hübschmann, die von der Hermann-und-Bertl-Müller-Stiftung finanziert wurde. Die Stiftung unterstützte darüber hinaus gemeinsam mit weiteren Partnern auch einen Schülerwettbewerb. Besonders engagiert zeigten sich dabei Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums Hof, die unter Leitung ihrer Lehrerinnen Gertraud Pichlmeier und Michaela Millitzer einen interaktiven Stadtplan entwickelten. Er verknüpft über QR-Codes die Standorte der Stelen mit weiteren Informationen, Biografien und Hintergrundtexten. Das Projekt wurde bereits mit dem Sonderpreis der Stadt Hof gewürdigt.
Während der Einweihungsveranstaltung kamen auch Nachfahren ehemaliger jüdischer Familien zu Wort. In einer bewegenden Grußbotschaft aus London bedankte sich Jackie Reiter, Nachfahrin der Familie Reiter, für die Erinnerungskultur in Hof. „Ich bin sehr bewegt, dass durch die Stelen in Hof an das Leben meiner Familie erinnert wird“, sagte sie in ihrer Videobotschaft.
Die dauerhafte Installation im Stadtbild wurde durch das Kulturamt der Stadt Hof betreut und im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Wesentlich unterstützt wurde die Umsetzung zudem von der Wolfgang-Siegel-Stiftung und der Sparkasse Hochfranken.
Die insgesamt acht Granitstelen sind dezent, aber gut sichtbar in das Stadtbild integriert. Sie befinden sich direkt vor den Gebäuden, in denen jüdische Familien lebten oder ihre Geschäfte betrieben – etwa in der Ludwigstraße, der Klosterstraße oder der Karolinenstraße. Jede Stele enthält einen QR-Code, über den per Smartphone weiterführende Informationen, Biografien und historische Zusammenhänge abgerufen werden können. So wird der Stadtraum selbst zum Lern- und Erinnerungsort. Die Gestaltung aus Granit ist bewusst zurückhaltend gewählt – würdevoll und dauerhaft, ohne aufdringlich zu wirken. Ein Übersichtsplan an der Tourist-Information Hof hilft dabei, den Rundgang individuell zu erkunden.
Der neue Stadtrundgang ergänzt das bestehende touristische Angebot in Hof. Besucherinnen und Besucher können nun vor Ort an den einstigen Wohn- und Geschäftshäusern jüdischer Familien in der Hofer Innenstadt Geschichte unmittelbar erleben.
Ausführliche Informationen zu den Biografien und Standorten finden Sie hier: www.hof.de/leben-erleben/stadtgeschichte/schicksale-juedischer-hofer
Foto (Stadt Hof): Rundgang zur Stele in der Karolinenstraße 37