Sonntag, November 10, 2024
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Der große Heizungscheck

Moderne Heizungssysteme im Vergleich

Wärmepumpe, Pellethei­zung und Co sind in aller Munde – im Zuge des neuen Heizungsgesetzes suchen derzeit viele Deutsche nach effizienten Alternativen für ihr Heizsystem. Doch jede Heizung hat Vor- und Nachteile. Jennifer Radke, Modernisierungsberaterin bei Schwäbisch Hall, weiß, mit welchen Heizungen Verbraucher ihr Zuhause klimafreundlicher und kostengünstiger heizen können.

Welche Heizung ist die richtige für das eigene Zuhause?

„Zu den Kriterien, die bei der Wahl des passenden Heizsystems berücksichtigt werden sollten, gehören die einmaligen Anschaffungskosten und wie viel Verbraucher langfristig an Heizkosten sparen können. Angesichts steigender Energiepreise amortisieren sich die Investitionskosten heute schneller als früher“, erklärt Jennifer Radke.

Nicht minder wichtig: die eigenen Ansprüche an das Heizsystem. „Wie wichtig ist mir die Klimaverträglichkeit der Heizung? Die nachhaltigsten Varianten sind derzeit noch teurer als konventionelle Lösungen. Diese werden sich aber auf Dauer nicht mehr rechnen, wenn Heizungen bald einen Pflichtanteil an erneuerbaren Energien abdecken müssen“, betont die Expertin.

Welche modernen Heizsysteme gibt es?

Wer Heizsysteme vergleicht, dem wird schnell klar, dass grundsätzlich alle neueren Systeme deutliche Heizkosteneinsparungen bringen, aber zum Teil mit hohen Anschaffungskosten verbunden sind. Diese lassen sich jedoch durch staatliche Fördermöglichkeiten reduzieren.

Pelletheizung – Holzofen mit guter Ökobilanz

Die Pelletheizung gehört zu den Biomasseheizungen. Die Energie für Heizung und Warmwasser wird durch die Verbrennung von Holz erzeugt. „Pellets sind gepresste Holzabfälle, die im Vergleich zu Holzscheiten ein geringes Volumen und einen hohen Heizwert haben“, weiß Radke.

  • Umweltfreundlichkeit: Die regionale Verfügbarkeit ist entscheidend für die gute Ökobilanz von Pellets: Nur wenn das Holz aus der Region stammt, kurze Transportwege hinter sich hat und aus nachhaltiger Nutzung stammt, ist das Heizen klimafreundlich.
  • Anschaffungs- und Betriebskosten: Ein Pelletkessel für ein Einfamilienhaus kostet etwa 8.000 bis 12.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Lagerraum oder den Vorratsbehälter. Im Betrieb schlagen vor allem die Pellets finanziell zu Buche. Eine Tonne Pellets kostet derzeit etwa 300 Euro, eine Kilowattstunde damit rund 6,1 Cent – dennoch ein Preisvorteil gegenüber Öl und Gas.

Wärmepumpe – niedrige Betriebskosten dank Photovoltaik

Wärmepumpen gehören zu den umweltfreundlichsten Heizsystemen, da die Energiequellen Luft, Erdwärme oder Wasser unbegrenzt zur Verfügung stehen. Der Einbau ist bei Neubauten mittlerweile Standard und auch für sehr viele bestehende Gebäude eine Lösung.

  • Umweltfreundlichkeit: Wärmepumpen sind im Betrieb emissionsfrei, da sie regenerative Energien nutzen. Allerdings benötigen sie viel Strom. Wer die nötige Antriebsenergie aus erneuerbaren Energien bezieht, beispielsweise aus einer Solaranlage, hat eine unschlagbare CO2-Bilanz. „Die Wärmepumpe arbeitet am effizientesten, wenn das Gebäude über einen guten Wärmeschutz verfügt und ein großer Heizkörper, am besten eine Fußbodenheizung, verwendet wird“, erklärt die Expertin.
  • Anschaffungs- und Betriebskosten: Die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe variieren je nach Wärmequelle. Luft-Luft-Wärmepumpen kosten zwischen 8.000 und 12.000 Euro. Bei Luft-Wasser- und Grundwasser-Wärmepumpen liegen die Kosten zwischen 12.000 und 20.000 Euro und bei Erdwärmepumpen zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Hinzu kommen die Anschluss- bzw. Erschließungskosten. Diese liegen zwischen 2.000 und 12.000 Euro. Die Verbrauchskosten hängen von der Effizienz und dem Strompreis ab. Wer seinen Strom selbst erzeugt, kann seine laufenden Kosten erheblich senken.

Wasserstoffheizung – die Heizung von übermorgen

Heizungen, die „H2-ready“ sind, also ein gewisses Maß an Wasserstoff vertragen können, sind derzeit in der Diskussion. Denn: Das GEG erlaubt zwar den Einbau von Gasbrennwertgeräten, die so umgerüstet werden können, dass sie statt Erdgas Wasserstoff verbrennen. Doch grüner Wasserstoff ist aktuell praktisch nicht verfügbar. Die erste Generation der sogenannten H2-ready-Heizungen ist bereits erhältlich und erlaubt den Einsatz von Erdgas mit einer Beimischung von maximal 20 Prozent Wasserstoff. Die zweite Generation – laut Herstellerverband ab 2026 verfügbar – kann mit einem Umrüstungs-Kit zu 100 Prozent auf den neuen Energieträger umgestellt werden.

  • Umweltfreundlichkeit: Eine Wasserstoffheizung ist umweltfreundlich, wenn sie mit grünem Wasserstoff betrieben wird. Die Verwendung von Erdgas – immer noch ein fossiler Energieträger – ist somit keine nachhaltige Lösung.
  • Anschaffungs- und Betriebskosten: Ein Gasbrennwertgerät der ersten Generation mit dem Prüfsiegel H2-ready kostet aktuell zwischen 9.000 und 11.000 Euro. Die Kosten für Geräte der zweiten Generation sind noch nicht bekannt.

FernwärmeHeizen ohne eigene Heizungsanlage

In einem Fernwärmenetz wird die Wärme in einem externen Kraftwerk erzeugt und fließt über Rohrleitungen direkt zur Übergabestation im Ein- oder Mehrfamilienhaus. Der Vorteil: Eine eigene Heizungsanlage ist nicht erforderlich. Der Nachteil: „Wer sich für Fernwärme entscheidet, bindet sich langfristig an einen Anbieter“, so Radke.

  • Umweltfreundlichkeit: Fernwärme kann sehr klimafreundlich sein: Die Energieausbeute ist vor allem in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit 80 bis 90 Prozent sehr hoch und die Netze müssen spätestens ab 2045 klimaneutral sein.
  • Anschaffungs- und Betriebskosten: Der Neuanschluss eines kleinen Gebäudes an ein Fernwärmenetz kostet zwischen 5.000 und 20.000 Euro. Die laufenden Kosten für das Heizen unterscheiden sich je nach Anbieter.

„Natürlich muss jeder Verbraucher individuell entscheiden, welche Heizung am sinnvollsten ist. Ein großer Vorteil der vorgestellten Systeme? Sie sind alle förderfähig. Von allen Alternativen ist die Wärmepumpe aber wohl die massentauglichste – in Neubauten werden elektrische Wärmepumpen heute am häufigsten eingebaut. Wirtschaftlich am besten fahren Eigentümer, wenn sie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe installieren – zumindest, wenn keine Fernwärme verfügbar ist“, schließt die Expertin ab.

Foto: Bausparkasse Schwäbisch Hall AG

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